Ein paar Gedanken zum Singen und zum Leben.
Im Oktober war ich bei einem natural voice-Workshop - naja, nicht irgendein Workshop, sondern ein Workshop bei Renate Schulze-Schindler, der Begründerin der natural voice-Methode.
Wir haben unsere Körperübungen gemacht: Atem und Stimme gekoppelt an bestimmte Körperbewegungen. Und: wir haben uns einzelne Übungen sehr genau angeschaut, analysiert und reflektiert, was im Körper und damit in der Stimme vor sich geht. Und dann ging es ans Singen. Bei den Workshops ist das ein fester Bestandteil: dass jede Teilnehmerin, jeder Teilnehmer ein Lied, einen Song, eine Arie alleine vor der Gruppe singt. Erst einmal pur. Und dann angeleitet von Renate in Verbindung mit bestimmten Körperübungen oder Körperhaltungen. Sie steht dann dicht bei mir und bringt mich beispielsweise in eine bestimmte Position. Rückt meinen Rücken zurecht. Gibt ihm eine Form, eine Biegung, eine Rundung - je nach dem. Sie lockert meine Beine. Neigt meinen Kopf. Gibt mir eine Richtung. Das ist so intensiv, wenn ich mich da ganz und gar drauf einlasse. Es ist nicht immer bequem. Die Oberschenkelmuskeln fangen an zu brennen, der Rücken knirscht und ich merke, dass das vor 2 Jahren doch alles etwas geschmeidiger ging. Aber ich kann nicht anders: Ich überlasse mich ihr, ihren Händen und ihrem Wissen. Und werde dafür belohnt. Denn es kam der Punkt, an dem ich mich einfach ergeben habe. Ich habe mich meinem Körper ergeben. Ihm ganz und gar vertraut, dass er es besser weiß als mein Verstand. Ich habe mich seinen Streckungen, Dehnungen, Richtungen ergeben und habe einfach gesungen - ohne Rücksicht auf Meinung des inneren Kritikers. Und da floss es einfach aus mir raus. Groß und klar, ein Flirren und Sirren voller Obertöne und Wärme in der Stimme. Und ich wusste: Das ist es: Das ist, wonach ich immer im Singen suche. Das ist, was ich machen will. Das ist, wie ich singen will. Und das ist, was ich weitergeben will. An euch.
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Das ist doch so der klassische Start bei einer Chorprobe, oder? Man kommt in den Probenraum rein - oft knapp, weil die Bahn mal wieder verspätet war, man nicht direkt einen Parkplatz gefunden hat oder man einfach zu spät losgegangen ist (und ja: Ich kenne das alles selbst :-). Dann legt man schnell seine Sachen auf den Stuhl, ruft sich einen kurzen Gruß zu und schon geht's los mit dem Einsingen: Tonleiter rauf und runter, verschiedene Vokale singen, auf "FFFFF" die Luft abgeben oder ähnliches.
Mir ist das oft zu wenig! Warum? Weil ich dann noch zu viel Anspannung im Körper und auch im Kopf habe. Weil ich noch nicht ganz angekommen bin: im Raum, bei mir und bei den anderen. Weil mir die Zeit fehlt, in eine für mich angemessene Ruhe zu kommen, um zu singen. Nun könnte jemand sagen: "Bist ja selbst schuld, musst du halt früher losgehen!" Ja, das ist richtig. Trotzdem trifft das für mich nicht ganz den Kern. Es wäre natürlich der Idealfall: dass alle spätestens 10 Minuten vor Probenbeginn da sind, sich begrüßt haben, ihre Noten parat haben etc. Aber wenn etwas ein Idealfall ist, heißt das auch, dass es in 95% der Fälle eben nicht so geschieht. Es wird immer Leute geben, die auf den letzten Drücker oder auch zu spät kommen. Und weil das so ist, wie es ist: Warum dann nicht die Probenarbeit mit Körperübungen beginnen? Um sich bewusst zu machen: mein Körper ist mein Instrument. Nur mit seiner Hilfe und Unterstützung werde ich gleich singen können. Was bedeutet das? Dass ich nicht nur mit dem "oberen Bereich", also den Stimmbändern singe. Sondern, dass der Ton auch von viel weiter unten kommen kann. Dadurch wird er stabiler, sicherer und entlastender. Wie kann ich das erzielen? Zum Beispiel könnte man die Chorprobe damit beginnen, verschiedene Zonen des Körpers bewusst zu bewegen. Wie fühlt sich das an, wenn ich mein Becken bewege? Und: wie fühlt ich das an, wenn ich meinen Brustkorb bewege? Und dann docken wir die Stimme daran an. Keine Tonleitern oder Intervalle, sondern einfach Töne produzieren. Wie geht es mir, wenn ich mein Becken bewege und dabei einfach töne? Oder meine Füße oder Beine? Oder man startet ganz sanft und ertastet seinen Körper, wenn man summt: Wo spüre ich überall die Vibration? Was ändert sich, wenn ich vom Summen zu einem Vokal übergehe? Nehme ich dann andere Zonen wahr? Es geht darum, erst einmal absichtslos meine Stimme und meinen Körper über das Töne und Bewegen wahrzunehmen. Darüber geschieht Verbindung:
Das nenne ich Ankommen. |
Sirun HogrefeIch singe seit Teenager-Zeiten in kleinen Chören, Ensembles und auch mal solo. Ich liebe Stimmen und ich liebe natural voice - es ist mein Weg zur Stimme! Archiv
Oktober 2024
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